Astrofotografie mit der Ricoh GX100

Eigentlich ist die Ricoh GX100 nicht so die geeignetste Kamera fuer Astrofotografie: Besonders problematisch ist das kleine Objektiv mit 2mm (bei Weitwinkel) bzw. 3.5mm (bei der Tele-Einstellung) Blendenöffnung, und dass man die Empfindlichkeit nur auf ISO 80 runterdrehen kann (obwohl, ohne Nachführung könnte man niedrigere Empfindlichkeiten eh nicht sinnvoll nutzen). Die weiten Bildwinkel (24mm-72mm KB-Äquivalent) sind für Astrofotografie zumindest ungewöhnlich.

Was die Kamera dafür an Aktiva hat, ist, dass sie Belichtungszeiten bis 180s erlaubt.

Außerdem unterstützt sie einen Intervallmodus, mit dem man viele Bilder nacheinander machen kann, ohne den Auslöser gedrückt zu halten. Letzteres könnte man benutzen, um mittels eines auf Astronomie spezialisierten Stacking-Programms wirklich lange Belichtungszeiten zu simulieren (z.B. 200x15s); nur leider konnte das Programm, das wir benutzt haben, nicht mit Rotationen zwischen den Bildern umgehen, war also für meine Fotos der Gegend um den Polarstern ungeeignet.

Und Wien mit seiner Lichtverschmutzung ist auch nicht das ideale Einsatzgebiet. Aber naja, wenn die Kamera eh nicht mehr kann, stört die Lichtverschmutzung auch nicht so sehr.

Wie dem auch sei, es geht, und man erkennt damit Sterne bis ungefähr 7mag (mit freiem Auge in der Stadt normalerweise nur ca. 4mag).

Die beiden Bilder (10MP, 3656x2744) zeigen den Nordhimmel, wurden im Raw-Format (.dng) aufgenommen, und dann mit ufraw ohne besondere weitere Eingriffe in JPEG (80% Qualität) umgewandelt. Das koennte man sicher noch besser machen, aber für ernsthafte Astrofotografie nimmt man sowieso lieber eine andere Kamera.

Belichtungszeit=180s f=15.3mm (72mm KB-Äquivalent), f/4.4, ISO 80, 783KB

Belichtungszeit=30s f=5.1mm (24mm KB-Äquivalent), f/2.5, ISO 80, 600KB

Noch ein paar Tipps: Bildstabilisator abschalten, und auf die Zeit nach 23h warten (dann wird in Wien die Hälfte der Straßenbeleuchtung abgeschalten).


Anton Ertl